Anlagen wie die Wyssebacher Sagi hatten über Jahrhunderte eine wichtige wirtschaftliche, soziale und kulturelle Bedeutung für den ländlichen Raum.
Die Versorgung der lokalen Bevölkerung und des Klosters Muri mit Bauholz war eine zentrale Aufgabe der Wyssebacher Säge und als solche auch wichtiger Bestandteil des Erblehenvertrages zwischen dem Kloster Muri und den Sägereibesitzern. Die Lehensnehmer hatten also einen gewissen «Servic public» zu erfüllen. Andererseits war die Säge aber immer nur Teil eines grösseren, diversifizierten privaten Familienunternehmens: Mühle, Getreidehandel, Säge und Landwirtschaft wurden unter einem Dach betrieben. Aus den Zinsbüchern des Klosters Muri geht auch hervor, dass die Klosterverwaltung nicht nur Bauholz sägen liess, sondern die Sägereibesitzer zum Teil beauftragte, die erforderlichen Bäume auch gleich in den Klosterwaldungen zu schlagen und auf die Säge zu führen.
Diese Vielfalt an saisonal unterschiedlich intensiven Arbeitsbereichen gestattete, die Arbeitskräfte (Familienmitglieder, Knechte und Mägde) über das ganze Jahr optimal auszulasten bzw. zu beschäftigen und zu ernähren sowie die Wasserkraft besser zu nutzen.
Im Jahre 1433, in einem Streit vor dem Gericht in Muri zwischen dem Kloster Muri und dem Lehensnehmer Bürkli Tubler wird die Wyssebacher Sagi erstmals aktenkundig. In seinem Urteil verpflichtet Untervogt Ruedi Stierli den eingeklagten Bürkli Tubler, Mühle und Säge «ze buwen und ze nutze bringen». Er war der Auflage des Erblehensvertrages, die Mühle und die Säge wieder aufzubauen, nicht nachkommen und wurde vom Kloster vor Gericht gezogen. Offenbar waren die Mühle und die Säge zerstört, so dass die Versorgung der Bevölkerung mit Mehl und Bauholz nicht mehr gewährleisten war.
Die Sagi, wie auch die Mühle haben eine bewegte, auch wirtschaftlich bewegte Vergangenheit. Sie erbrachten aber zusammen mit dem Getreidehandel auch in schwierigen Zeiten gute Erträge. Im Zuge der Industrialisierung wurde die Holzverarbeitung immer stärker automatisiert und rationeller, Strassen und Wege wurden verbessert – die Produktions- und Transportkosten sanken markant. Kleingewerbliche Anlagen hatten zunehmend Mühe zu überleben und mussten den Betrieb einstellen.
In den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts sind in den Buchhaltungen der Betreiberfamilie für die Säge noch immer bis zu 120 Kunden aufgeführt, welche bei der Sagi Schnittholz kauften oder eigenes Holz im Lohn verarbeiten liessen. Bis Ende der der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts blieb die Sagi ein Nebengewerbe zur Landwirtschaft des historischen Mühlenhofes. Gebäude und Einrichtungen waren aber zunehmend baufälliger geworden, die Säge liess sich nur noch unter schwierigen Bedingungen betreiben.